Brauchen wir heute eigentlich noch die klassische Marktforschung?!
- Daniela Horstmann
- 17. März
- 2 Min. Lesezeit
Big Data, künstlicher Intelligenz (KI) und automatisierte Analysetools liefern enorm viele Insights. Online-Tracking kann Kaufmuster erkennen, KI-gestütze Algorithmen erstellen nahezu perfekte personalisierte Empfehlungen und mit Tracking und KI können Werbeformate in Echtzeit optimiert werden.
Klassische Markforschung kommt da eher old school rüber. Online-Befragungen, Panel-Daten oder sogar Telefon-Befragungen. Braucht das Marketing diese klassische Marktforschung wirklich noch? Die eindeutige Antwort lautet: ja, unbedingt!
Die klassische Marktforschung ist die Basis für evidenzbasierte Entscheidungen im Marketing. Diese verhindern, dass Marketingstrategien auf Annahmen oder kurzfristigen Trends beruhen. Stattdessen ermöglichen sie gezielte Maßnahmen, die nachweislich wirken – sei es die Positionierung einer Marke, die Entwicklung neuer Produkte oder die Optimierung von Werbebotschaften. So wird sichergestellt, dass Marketingbudgets effizient eingesetzt werden und Maßnahmen langfristig erfolgreich sind.
Tracking kann keine psychografischen Marketingziele messen
Digitale Analysetools ermöglichen es, Klickzahlen, Verweildauer und Kaufverhalten genau zu erfassen. Doch was sie nicht leisten können, ist die Erhebung psychografischer Merkmale. Konsumenten entscheiden nicht nur rational, sondern auch emotional. Warum bevorzugt eine Person Marke A statt Marke B? Welche Werte und Einstellungen beeinflussen die Kaufentscheidung? Diese Fragen lassen sich nur durch klassische Methoden wie Umfragen, Tiefeninterviews oder Fokusgruppen beantworten.
Markenspezifische Insights sind unverzichtbar
Jede Marke hat ihre eigene Identität, Positionierung und Zielgruppe. Standardisierte Tracking-Tools können zwar allgemeine Trends aufzeigen, liefern jedoch selten spezifische Erkenntnisse für eine einzelne Marke. Um eine differenzierte Strategie zu entwickeln, sind maßgeschneiderte Erhebungen nötig. Nur klassische Marktforschung kann diese tiefgehenden, individuellen Einsichten bieten.
Die Bedürfnisse der Konsumenten müssen erfasst werden
Erfolgreiches Marketing basiert auf einem tiefen Verständnis der Bedürfnisse der Konsumenten. Während digitale Daten vergangenes Verhalten dokumentieren, können sie zukünftige Bedürfnisse nur bedingt prognostizieren. Die klassische Marktforschung hingegen ermöglicht es, gezielt nach Erwartungen, Wünschen und Problemen der Zielgruppe zu fragen und daraus fundierte Strategien abzuleiten.
Interpretation statt nur Datenanalyse
Big Data und KI liefern riesige Mengen an Daten, doch diese Zahlen müssen interpretiert werden. Klassische Marktforschung hilft, Zusammenhänge herzustellen und zu verstehen, warum bestimmte Muster auftreten. Ohne menschliche Analyse bleibt vieles reine Statistik ohne strategische Bedeutung.
Qualitative Forschung liefert tiefere Einblicke
Digitale Analysen beruhen vor allem auf quantitativen Daten. Doch um die Beweggründe und Emotionen hinter dem Verhalten der Konsumenten zu verstehen, sind qualitative Methoden wie Tiefeninterviews oder Fokusgruppen unverzichtbar. Sie liefern Erkenntnisse, die über das bloße „Was?“ hinausgehen und das „Warum?“ beantworten.
Repräsentativität und Verzerrungsfreiheit
Digitale Daten beruhen oft auf Nutzergruppen, die sich online aktiv bewegen – aber was ist mit denen, die nicht oder kaum digital unterwegs sind? Klassische Marktforschung sorgt dafür, dass alle relevanten Zielgruppen repräsentiert werden und die Ergebnisse nicht durch algorithmische Verzerrungen beeinflusst sind.
Messung von Innovationen und neuen Produkten
Wenn Unternehmen neue Produkte oder Dienstleistungen testen möchten, reichen historische Daten nicht aus. Klassische Methoden wie Produkttests, Konzeptstudien oder Marktanalysen helfen, die Erfolgschancen neuer Angebote realistisch einzuschätzen.
Vertrauenswürdigkeit und Datenschutz
Automatisierte Datenanalyse steht häufig vor Datenschutzproblemen. Klassische Marktforschung kann unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt werden, bei denen die Einwilligung der Befragten klar geregelt ist. Das erhöht die Verlässlichkeit der erhobenen Daten und minimiert ethische Risiken.
Fazit: Ein Zusammenspiel von Technologie und klassischer Forschung
Moderne Technologien liefern wertvolle Daten und sind aus dem Marketing nicht mehr wegzudenken. Doch sie können die klassische Marktforschung nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Erst durch die Kombination beider Methoden entsteht ein vollständiges Bild der Konsumenten – und damit eine fundierte Basis für erfolgreiche Marketingstrategien.
Comments